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Der historische Gastbetrieb des Jahres 2024: Hotel Ansitz Pünthof, Algund

Für Kenner keine Überraschung: Historischer Gastbetrieb des Jahres 2024 ist der Ansitz Pünthof in Algund
Die Auszeichnung Historischer Gastbetrieb des Jahres ist ebenso einzigartig wie einmalig. Das war sie schon bei der ersten Verleihung an das für den Alpinismus wie den Tourismus bedeutsame Hotel Drei Zinnen in Sexten im Jahre 2007, das war sie in der Folge bei der Vergabe an die weit über die Landesgrenzen hinaus bekannten historischen Stadthotels, wie das 2010 ausgezeichnete Hotel Laurin in Bozen und das 2011 prämierte Hotel Elephant in Brixen. Einmalig ist die Auszeichnung auch, weil sie nur ein einziges Mal erworben werden kann. Wiederbewerbungen sind für alle anderen, nicht ausgezeichneten Betriebe möglich. Sie ist also von Beginn bis heute einzigartig, wie auch der von der Jury für 2024 ausgewählte Gastbetrieb Ansitz Pünthof in Algund.
Dass damit ein Vielen im Lande unbekanntes Juwel ausgewählt wurde, freut die Veranstalter, die Stiftung Südtiroler Sparkasse genauso wie das Landesdenkmalamt und den Hoteliers- und Gastwirteverband HGV. Auch dass die Jury keine Kompromisse machte. Weder bei der bauhistorischen Bedeutung des Betriebes noch bei den unternehmerischen Leistungen vieler Jahre bis zur Gegenwart.
Kulturerbe mit Zukunft
Dass diese seltenen Qualitäten auch für den Ansitz Pünthof in Algund gelten, beschreibt der österreichische Kunsthistoriker und ehemalige langjährige Landeskonservator in Tirol Franz Caramelle in seinem Beitrag "Kulturerbe mit Zukunft" zu der dem Preisträger gewidmeten Festschrift. Der denkmalpflegerische Aspekt sei für den Wettbewerb wesentlich, schreibt Caramelle. Er habe auch das Ziel, den Fortbestand des Betriebes in seiner traditionell überkommenen Funktion zu gewährleisten. Caramelle verwendet dafür in kluger Weise den Begriff "Nachhaltigkeit".
Der Kunsthistoriker Leo Andergassen würdigt detailreich und kundig in der gewohnt stilvollen und reich bebilderten Festschrift den Gastbetrieb. Er bezeichnet das Ensemble des Pünthofs als eine "Fremdenverkehrsinkunabel jenseits traditioneller Betriebe". Die Bezeichnung "Inkunabel" darf als nicht leicht verständliches, aber hohes Lob des gastlichen Betriebes gewertet werden.
Der Hofname Pünt geht auf das lateinische Wort "pons" für Brücke zurück. Das Anwesen liegt unweit eines römerzeitlichen Brückenübergangs. Als Weinhof ist der "Pünt" seit dem Spätmittelalter belegt. Im ausgehenden 19. Jahrhundert wurde mit dem Obstbau begonnen, in den späten 1950er Jahren wurde daraus auch ein Beherbergungsbetrieb oder wie es damals hieß: eine "Fremdenpension".
Von Fremdenpension zu Bed & Breakfast & Chalet.
Am Pünthof wird laut Andergassen sichtbar, wie sich wachsende und beständig sich verändernde touristische Aufgaben nach und nach ergänzen und letztlich zu einem unverwechselbaren Ensemble zusammenfinden. So nennt sich der Gastbetrieb selbst Ansitz Pünthof Bed & Breakfast & Chalet. Aber nirgendwo, wie Andergassen betont, gebe es den Eindruck, dass mit Fragen der historischen Erinnerung oder dem Erhalt historischer Struktur nachlässig umgegangen worden wäre. So zeigten sich noch heute genügend architektonische Details und Fensterfassungen aus den späten 1950-Jahren, vor allem einen feinen Stiegen Aufgang mit Stabgeländer. Die Erneuerungen von 1957 bis heute sind laut Andergassen auch durch die Beiziehung von Künstlerinnen und Künstlern feinsinnig und stimmig ausgeführt worden. Neben anderen wirkten der Maler Rudolf Stingel, damals noch Student an der Wiener Akademie, der Maler Georg Thuille und der Künstler Manfred A. Mayr. Erinnert wird zudem an Umbauten des Architekten Benito Vascabilla und an Entwürfe von Architekt Wolfram Pardatscher.
Der 36 Betten umfassende Gastbetrieb Ansitz Pünthof zeigt insgesamt laut Jury eine bis ins 16. Jahrhundert zurückreichende, interessante Baugeschichte, an der sich auch annähernd 70 Jahre touristische Bestrebungen aufzeigen lassen. Die Auszeichnung wurde bei dem Festakt an die Eigentümer-Familie Wolf übergeben. Dass diese auch auf eine fast vierhundertjährige Verbindung mit dem ehemaligen "Bindhof" zurückblicken kann, ist eine bemerkenswerte Besonderheit: 1633 hatte sich der aus Bayern stammende Vorfahre Christian Wolf hier niedergelassen.
Der Pünthof zeigt laut Jury also nicht einen "beschwerten" Umgang mit einer speziellen Geschichte, sondern originelle Lösungen im Umgang mit neuen Herausforderungen. Deshalb habe die Auszeichnung Historischer Gastbetrieb auch eine Vorbildwirkung.
Die besondere Auszeichnung an das Hotel Villa Westend 
Die besondere Auszeichnung ging an das Hotel Villa Westend in Meran. Die Begründung oder auch Laudatio auf das "üppig mit historisierendem Fassadenschmuck" gestaltete Haus verfasste Landeskonservatorin Karin Dalla Torre. Sie verweist schon im Titel des Beitrags "ach blüht erst, wenn ich komme" auf einen berühmten Gast des Hauses, den Berliner Arzt und Dichter Gottfried Benn, der sich im Frühjahr 1952 immerhin 16 Tage hier aufhielt und sich, wie Dalla Torre schreibt, vom Reiz der Villa Westend "bezaubern" ließ. Nachzulesen und nachzuempfinden im Benn'schen Gedicht "März. Brief nach Meran".
Das Hotel Villa Westend in der Speckbacherstraße Nr. 9 wurde ab 1895 von dem aus dem Fleimstal stammenden Baumeister Pietro (Peter) Delugan im neubarocken Palaststil errichtet, der selbst auch der Bauherr war. Dieser Stil entsprach, wie Dalla Torre hervorhebt, dem Lebensgefühl der zu Wohlstand gekommenen Bürger und der Kurgäste in ihrer Nachahmung adeliger Wohnkultur.
1913 wurde die Villa von ihrem Eigentümer Mathias Pöder zu einer Pension umfunktioniert und durch einen Anbau im Westen erweitert. Sie erhielt den neuen Namen Westend, der laut Dalla Torre auf die Randposition am Westlichen Ende der Stadt Bezug nimmt.
1983 erwarb die Meraner Hoteliersfamilie Strohmer die Villa Westend. In den folgenden Jahren erfolgten mit Bedacht strukturelle Änderungen, unter anderem der Einbau eines Aufzugs und die Ersetzung von Etagenbädern durch Bäder in den Zimmern. Von der sanitären Ausstattung der Jahrhundertwende erzählen, worauf Dalla Torre hinweist, noch die gusseisernen Wandbrunnen auf jeder Etage. Mit einer umfassenden Restaurierung und Sanierung im Jahr 2017, etwa die denkmalgerechte Dämmung, habe das Hotel wieder zu altem Glanz zurückgefunden. Die Jury lobte denn auch den Qualitätssprung der Gebäudehülle der Villa Westend und das authentische, sehr ansprechende Gesamtkonzept. Träumen kann man in diesem mit der besonderen Auszeichnung prämierten Gastbetrieb also auch weiterhin. Nicht nur im Garten.

 

 

 

Der historische Gastbetrieb des Jahres 2025: Alte Post, Atzwang

Der Wettbewerb 'Historischer Gastbetrieb des Jahres in Südtirol' vereint seit 2007 Tradition und Innovation. Die Auszeichnung zeigt uns, wie der Blick zurück Inspiration für die Zukunft schafft, ohne den Ursprung aus den Augen zu verlieren. Kreativ und gekonnt diese Verbindung von Tradition und Innovation immer wieder neu zu meistern und überliefertes Brauchtum und kulturelles Gedächtnis im Sog der Zeit aufrechtzuerhalten, ist das Merkmal der Preisträger: Sie prägen Kultur und Zukunft. In diesem Sinne eröffnete der Stiftungspräsident Dr. Stefan Pan die nunmehr siebzehnte Prämierungsfeier des Wettbewerbes „Der Historische Gastbetrieb des Jahre 2025 in Südtirol“. Die Alte Post ist einer der ältesten Gastbetriebe im Lande und kann auf eine beeindruckende Historie zurückblicken, die urkundlich belegt bis ins Jahr 1186 zurückreicht. Das Historische ist und bleibt für dieses ausgezeichnete Haus ein prägender Aspekt. Gäste aus nah und fern können hier stilvoll übernachten und zur Ruhe kommen. Genießer können in einer der Stuben vor allem traditionelle Südtiroler Gerichte probieren und dazu ein gutes Glas Wein trinken.
Jurymitglieder und ehemalige Gewinner, die Vizebürgermeisterin sowie Vertreter aus den Bereichen Tourismus, Architektur- und Denkmalpflege, des Gastgewerbes und der Medien kamen, um den diesjährigen Preisträgern, die Familie Kelder für ihren Einsatz und ihre Verdienste zu danken und zu gratulieren.
„Der Preis wirkt wie ein Scheinwerfer, der ein strahlendes Licht auf herausragende architektonische und kulturelle Schätze des Tourismuslandes Südtirol wirft. Besonders hervorzuheben ist die liebevolle Erhaltung des Anwesens durch die Familie Kelder, die den Betrieb in siebter Generation führt. Mit großem Engagement und tiefem Respekt für die Geschichte bewahren sie nicht nur das bauliche Erbe, sondern auch die kulinarische Tradition Südtirols.,“ unterstrich die Vizebürgermeisterin vom Ritten Dr. Julia Fulterer.
In der Laudatio auf die Alte Post meinte der Wettbewerbskoordinator Arch. Wolfgang von Klebelsberg: „Die Alte Post“ befindet sich im Atzwanger Eisackbecken, an einem wichtigen Verkehrsknotenpunkt zwischen Nord-Süd und West-Ost und hat sich im Laufe der Zeit zur noch heute bestehenden Häusergruppe entwickelt: Die Poststation bot Verpflegung und Unterkunft für die Reisenden. Das heutige Erscheinungsbild der Alten Post geht auf das 16. Jahrhundert zurück, der ursprünglich auch den Postbetrieb beherbergte und die Gastwirtschaft umfasst. Ergänzt wird das Ensemble durch die Kellerräume,  die ehemaligen Stallungen und einer schönen Pferdetränke unter einem Kastanienbaum. Die Alte Post fällt unter jene historischen Gastbetriebe, die sich als gastronomische Kulturdenkmäler auszeichnen. Viele von Ihnen bestehen nicht mehr oder wurden umfunktioniert. Dieser Gastbetrieb kam über mehrere Jahrhunderte seiner Aufgabe als Gasthaus mit und ohne dazugehörige Poststation ohne Unterbrechung nach.“
„Die 'Alte Post' ist ein lebendiges Zeugnis vergangener Zeiten und bleibt ein Ort, an dem Reisende und Einheimische gleichermaßen die besondere Atmosphäre spüren können. Der schonende Umgang mit den Zeugnissen und Spuren seiner Vergangenheit macht den Gang durch das Haus zu einem Spaziergang durch seine lange Geschichte,“ erwähnte die Landeskonservatorin Dr. Karin Dalla Torre. HGV Präsident On. Manfred Pinzger ergänzte: „Es sollen auch die Bemühungen der Eigentümer, die Familie Roland Kelder, gewürdigt werden, die in gekonnter Art und Weise die Gastlichkeit pflegen. Der Familie Kelder seien nicht nur viele weitere erfolgreiche Jahre gewünscht, sondern dass die Auszeichnung auch viele neue Gäste nach Atzwang bringt!“
Was die Alte Post in Atzwang aber auch alle bisherigen Preisträger auszeichnet und den Eigentümern über Generationen hinweg die notwendige Kraft und Motivation verliehen hat, ihre Häuser auch in schwierigen Zeiten weiterzuführen, sind ihr Traditionsbezug, Innovationsgeist und unternehmerisches Gespür aber auch der Familiensinn und das Verantwortungsbewusstsein. „Wir hoffen, dass durch das Vorbild der gegenwärtigen Besitzer auch die nächsten Generationen zur Nachahmung und Weiterentwicklung angehalten werden, damit die Kontinuität dieser besonderen Gaststätten auch in nächster Zukunft noch garantiert bleibt“, meinte Jurymitglied Dr. Roland Flückiger zum Abschluss der Prämierungsfeier.
Detail-Informationen und Bildergalerie unter www.historischergastbetrieb.it und über die Wettbewerbsbroschüre „Der historische Gastbetrieb 2025“ erhältlich bei der Stiftung Sparkasse, Talfergasse 18, Bozen, dem Amt für Bau- und Kunstdenkmäler, Armando-Diaz-Strasse 18, Bozen  und dem HGV, Schlachthofstrasse 59, Bozen.